Was bedeutet der gute Saisonstart für die Zielsetzung in dieser Saison?
Wir haben kein tabellarisches Ziel für diese Saison, auch wenn das für Journalisten langweilig ist. Ich kann nichts raushauen, weil es nichts gibt. Wenn man den Etat
betrachtet, liegen wir im Mittelfeld. Man weiß ja ungefähr, was die Spieler bei anderen Vereinen verdienen und wo wir uns einzuordnen haben. Aufgrund unserer
Budgets haben wir überhaupt nicht die Berechtigung zu sagen, wir wollen ganz vorne landen. Aber wir haben einen sehr talentierten Kader. Wenn die Jungs bereit
sind, aus ihrem Talent das Maximale zu machen, nicht zu stagnieren und sich nicht auf dem Talent auszuruhen, sondern hart zu arbeiten und sich
weiterzuentwickeln, dann haben wir eine Qualität, die uns unter die besten fünf, sechs Mannschaften dieser Liga führen kann. Es gibt hierzu ein wunderbares Zitat von
Freiburgs Trainer Christian Streich, mit dem ich mich mit meiner Mannschaft identifizieren kann.
Welches?
Er sagte nach dem 0:5 in Stuttgart am Samstag: „Seit vielen Monaten geht vieles nur den Berg hoch. Wir müssen schon wissen, wer wir sind. Wir sind keine
Spitzenmannschaft. Wenn wir alles abarbeiten, können wir ein gutes Spiel machen. Wenn es aber nur ein bisschen weniger ist, verlieren wir 0:5 in Stuttgart.“
Genauso ist es bei uns auch. Wenn wir alles auf den Platz bringen, sind wir eine sehr gute Mannschaft und können theoretisch gegen jeden in dieser Liga gewinnen.
Wenn wir wie in Fernwald nichts von dem zeigen, was uns stark macht - Zweikampfführung, Willen, Laufintensität, gegenseitige Hilfe -, dann reichen halt 19-, 20-
jährige Spieler nicht gegen Routiniers, die uns in der Mentalität überlegen sind.
Es gab - wie erwähnt - einen großen personellen Umbruch vor der Saison. Wie ist Ihr Eindruck vom Kader?
Wir haben viele Langzeitverletzte, deshalb mussten wir nachjustieren, sodass der Kader jetzt vielleicht ein bisschen zu groß ist. Das müssen wir dann gut moderieren,
wobei es ja hilfreich ist, dass unsere zweite Mannschaft in der Verbandsliga auch auf hohem Niveau spielt. Ich bin aber sehr zufrieden mit dem Kader. Ich arbeite
gerne mit Talenten, die man entwickeln kann und die sich entwickeln lassen. Dazu brauchst du erfahrene Leute, die bereit sind, Verantwortung in der Mannschaft zu
übernehmen. Das haben wir mit Can Özer, Nikola Mladenovic, Maxi Thomasberger und Oliver Schmitt, der ja auch noch aufgrund einer alten Verletzung Probleme hat.
Die vier Jungs tragen das, ansonsten haben wir eine blutjunge Mannschaft. Mahdi Mehnatgir war mit seinen 25 Jahren gegen Eddersheim der drittälteste Spieler, aber
es macht Riesenspaß, die Truppe anzuführen. Natürlich waren wir nach dem Spiel in Fernwald enttäuscht, denn von der Mentalität her dürfen wir eigentlich nie
schlechter sein als der Gegner. Wenn wir das sind, wird es gegen viele Hessenligisten schwer, die einen erfahreneren Kader als wir haben.
Am Freitag waren 400 Zuschauer beim Heimspiel gegen Eddersheim. Haben Sie den Eindruck, dass die Fans die guten Leistungen honorieren und Lust
auf den offensiven, attraktiven RWW-Fußball haben?
Ich würde mir sehr, sehr wünschen, dass genau das passiert, was Sie eben beschrieben haben. Unser Fußball ist in jeglicher Hinsicht nach vorne gerichtet und soll
den Zuschauern Spaß machen. Wir wollen Spektakel bieten und die Spiele gewinnen. Wir werden aufgrund unserer offensiven Spielweise nicht viele Spiele zu null
gewinnen, aber ich hoffe, dass es dadurch eher mal die Regel wird, dass wir zwischen 300 und 400 Zuschauer haben statt 200. Das ist eigentlich mein größter
Wunsch - und nicht irgendeine Tabellenplatzierung.
Wo ist noch Verbesserungspotenzial im Team?
Überall. Es gibt kein Thema und keinen Mannschaftsteil, wo ich sage: Da gibt es nichts mehr zu verbessern. Wir sind auch nie zufrieden. In der Zufriedenheit macht
man die größten Fehler, da stagniert man.
Wer sind Ihre Favoriten im Titelkampf?
Die, die es vor der Saison waren. Ich glaube, dass sich die besten und teuersten Kader durchsetzen werden. Das heißt, wir reden von Friedberg mit dieser Monster-
Offensive, vom FC Gießen mit Ex-Bundesligaspielern, Bayern Alzenau, wo ich den Ehrgeiz des Trainers und des Präsidenten gut kenne. Eintracht Stadtallendorf will
auch aufsteigen, der FSV Fernwald wird oben mitspielen, die waren ja nicht umsonst Vierter letzte Saison, und auch Aufsteiger Hanauer SC mit ehemaligen
Regionalligaspielern und einem tollen Trainer.
Und RWW? Sollten die Fans die Tabelle von heute einrahmen, aber nicht von der Regionalliga träumen?
Doch, die Zuschauer sollen träumen und Anspruchserwartungen haben. Und wir wollen ja auch jedes Spiel gewinnen. Aber wir haben keine Ambitionen aufzusteigen,
das ist kein erklärtes Ziel des Vereins, und mit dem Thema beschäftige ich mich auch nicht. Ich beschäftige mich mit dem Testspiel in Wehen morgen Abend und
danach mit der Frage, wie wir am Samstag in Marburg etwas Zählbares holen.
Ist das Testspiel am Dienstagabend auf dem Halberg gegen Zweitligist Wehen auch eine Auszeichnung für die bisherigen Leistungen in der
Hessenliga?
Ich glaube schon. Das Spiel kam über Wehens Co-Trainer Nils Döring zustande, der ein sehr guter Freund von mir ist. Aber es gibt ja noch einen Cheftrainer. Und der
wird nicht gegen die letzte Krückenmannschaft spielen wollen in der Länderspielpause, sondern gegen einen ordentlichen Gegner.
Bekommen die Ersatzspieler eine Chance oder wollen Sie mit der Bestformation schauen, was gegen einen Zweitligisten möglich ist?
Nein, das machen wir schon belastungssteuernd. Auch wenn ich den Jungs drei Tage Pause zum Durchschnaufen gegeben habe und alle wieder spielfit sind, werden
wir durchwechseln und schauen, dass wir 20 bis 22 Spieler einsetzen.
Für Euch am Ball GG

NEWS
Spieler kommen und Spieler gehen. Der Verein bleibt.

Deshalb investiert RWW in die Infrastruktur und in die Jugend.
Immer gerne auch in den Kader der Seniorenmannschaften.
Aber: Spieler kommen und Spieler gehen……
Das ist auch in Ordnung.
Ein Spieler hat auch nur eine begrenzte Zeit sich erfolgreich zu präsentieren.
Nicht alle Spieler, erkennen Ihre Leistungsfähigkeit richtig .
Manche finden zum Schluss noch jemand der gut zahlt, auch etwas verständlich, aber der sportliche Wert verliert. Manche erliegen dem Euro schon früher. Nur in
unserem Bereich kann sich davon niemand ernähren. Wir spielen da nicht mit. Wir wollen nachhaltig und langfristig als sympathischer Verein auftreten.

Manche, ich finde zu wenige, schaffen sich für das Leben eine Heimat.
Als Jugendtrainer, als Co-Trainer in der 2. Mannschaft, oder, oder…..bis hin zum Spielausschuss oder Vorstandsmitglied.

Im Alter in „seinem Verein" zu sein schafft Zufriedenheit. Es schafft eine innere Ruhe einmal erfolgreich gewesen zu sein.

Spieler kommen und Spieler gehen.
Das ist auch bei uns so.
Ich danke Spieler die gehen. Ich freue mich auf Spieler die kommen.

Glauben Sie aber Rot- Weiß Walldorf:
Wir wissen was wir tun. Wir lassen uns nicht nur von Stimmungen leiten.
Auch wenn das nicht Jeder gleich erkennt.
Wir unterscheiden zwischen Leistungssport und Breitensport.
Wir arbeiten nach einem klaren Etat und nach einem Vereinskonzept, dass genau im Jahr 2000 erarbeitet wurde.
Ich danke ALLEN die diesen Weg begleiten.

Es wird immer so bleiben: Spieler kommen und Spieler gehen.

Vielleicht ist wieder einmal ein Spieler bereit nach der Karriere zu bleiben.
Herzlich Willkommen.

Motivierende Grüße
Manfred Knacker
1. Vorsitzender und jemand der im Verein eine weitere Heimat hat.
RW Walldorf Hessenliga-Tabellenführer: „Es macht Riesenspaß“
Im Interview spricht RWW-Trainer Artur Lemm über die Gründe für den erfolgreichen Start,
die Zielsetzung in dieser Saison und den Regionalliga-Traum der Fans. Das Interview führte Heiko Weissinger (Echo-Online)
Fußball-Hessenligist Rot-Weiß Walldorf führt nach sechs Spieltagen überraschend mit fünf Siegen und 15 Punkten die Tabelle an. Trainer Artur Lemm (48) erklärt im
Interview, warum der Start geglückt ist, was das für die Zielsetzung in dieser Saison bedeutet und warum ihm die Arbeit mit dem Team gerade so viel Spaß macht.
Herr Lemm, Tabellenführer der Hessenliga, wie fühlt sich das an?
Tabellenführer zu sein, ob am ersten oder am vorletzten Spieltag, fühlt sich
grundsätzlich immer gut an. Man möchte ja erfolgreich sein. Aber eine tiefere
Bedeutung, außer dass es gerade schön aussieht, hat es für mich nicht.
Hätten Sie 15 Punkte aus sechs Spielen vor der Saison für möglich
gehalten?
Ich habe es nach der Vorbereitung für möglich gehalten, dass die Mannschaft trotz
unseres Riesen-Umbruchs mit 16 neuen Spielern sehr schnell versteht, was unsere
Spielidee ist, und dass wir die auch gut umsetzen können. Das hat man auch beim
3:1 in der Generalprobe gegen Regionalligist Schott Mainz gesehen, der ja am
Samstag gerade 2:1 gegen Offenbach gewonnen hat. Ich hatte das Gefühl, dass wir
unseren intensiven Fußball 90 Minuten gut durchhalten können - und dann kannst
Du natürlich auch erfolgreich sein und 15 Punkte holen.
Waren Sie bis auf die Niederlage gegen Fernwald immer das bessere
Team, oder hatten Sie auch Spielglück?
Wir waren das bessere Team und hatten Spielglück. In Weidenhausen haben wir
zurückgelegen, gegen Waldgirmes haben wir eine schlechte Phase überstanden, in
Hanau hatten wir eine sehr schlechte Halbzeit und haben das 0:0 - auch mit einer
sehr starken Torwartleistung - in die Pause gerettet. Danach haben wir uns mit
einer überragenden zweiten Hälfte den Sieg verdient. Wir haben uns in allen Spielen
schwer getan, wir sind aber auch grundsätzlich keine Mannschaft, die mal locker
einen Hessenligisten bespielt. Wir brauchen Intensität, um überhaupt in unsere
Spielprinzipien reinzukommen. Die Basis ist immer die Arbeit gegen den Ball, wir
wollen erst einmal den Gegner bekämpfen und dann zu unserer Spielweise mit Ball
finden. Das lief jetzt gegen Eddersheim hervorragend - in einem hochintensiven
Spiel auf hohem Hessenliga-Niveau. Ich hoffe, dass die Jungs diese Gier behalten,
sich immer verbessern zu wollen. Dann können wir Trainer den Jungs viel mitgeben,
und dann steht sportlicher Erfolg am Ende der Gleichung.

Zur Person

Artur Lemm (48) spielte von der F- bis zur A-Jugend beim FSV Mainz 05 Fußball. Im zweiten A-Jugend-Jahr
wechselte der Bischofsheimer zum SV Wehen, wo er in seinen vier Jahren bei den Aktiven in der ersten und zweiten
Mannschaft in der Ober- und Landesliga eingesetzt wurde. Danach war er bei zahlreichen Vereinen in der Vierten
und Fünften Liga am Ball, darunter RSV Würges, SG Walluf, SG Höchst, 1. FC Eschborn, TSG Wörsdorf, SC Idar-
Oberstein und SV Weingarten. Als Spielertrainer betreute Artur Lemm die Spvgg. Ingelheim und den TV Haßloch,
ehe er in dieser Funktion 2013 zum VfB Ginsheim kam. Nach sechseinhalb Jahren als Coach am Altrhein wechselte
der ehemalige Abwehrspieler, der in Rüsselsheim ein Sportgeschäft führt und im Medizinschutz-Großhandel tätig
ist, in der Winterpause der Saison 2019/20 zum Viertligisten Bayern Alzenau. Dort wurde er im Februar 2021
freigestellt. Zur Saison 2021/22 wurde Lemm erst Sportlicher Leiter des Hessenligisten RW Walldorf und Ende
Oktober dann als Nachfolger des zurückgetretenen Max Martin dessen Trainer.